Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

Kolloquium

Bernd Ulmann: Think different – think analog

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 18.05.2009 von 18:00 bis 18:00
  • Wo Sophienstr. 22a, Raum 0.01 (Medientheater)
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Ziel des Vortrages ist, die Leistungsfaehigkeit des Denkens in (indirekten) Analogiemodellen darzustellen. Hierzu werden einige einfache Beispiele aus der Technik herangezogen, die modelliert werden, wobei stets die unterschiedliche Herangehensweise, verglichen mit quasi modernen algorithmischen Methoden, herausgestellt wird. Den Abschluss bildet ein Ausblick auf eine moegliche Zukunft des Analogiegedankens im Zusammenhang mit digitalen Analogrechnerimplementationen.

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | Sara Santarelli: Die Entwicklung der Filmmontage von der Moviola zum Avid – Welchen Einfluss hatte die Digitalisierung des Schnitts auf das Medium Film?

Sara Santarelli: Die Entwicklung der Filmmontage von der Moviola zum Avid – Welchen Einfluss hatte die Digitalisierung des Schnitts auf das Medium Film?

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 10.06.2009 von 18:00 bis 18:00
  • Wo Sophienstr. 22a, Raum 0.01 (Medientheater)
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Das Ende des 20. Jahrhunderts erlebte einen massiven Medienumbruch, die Digitalisierung. Die Digitalisierung hielt in allen Bereichen der Medien Einzug.
Auch das wohl letzte analoge Artefakt, der Film, blieb von der digitalen Revolution nicht verschont. Im Bereich der Postproduktion hat sich der digitale Schnitt durchgesetzt und an Schneidetischen, wie Moviola und Steenbeck, erfreuen sich nur noch Nostalgiker.

Um 1989 wurde der digitale Schnitt für die Postproduktion eingeführt. Während damals der Film mechanisch (destruktiv) geschnitten wurde, wird er gegenwärtig digitalisiert und am Computer (virtuell) mit Hilfe von Schnittprogrammen montiert.

Gibt es durch die Digitalisierung einen Wandel von Dramaturgie und Gestaltung im Montageprozess? Welchen Einfluss hatte der Übergang vom analogen zum digitalen bzw. vom mechanischen zum elektronischen Schnitt auf die Gestaltung bzw. Ästhetik von Filmen? In welcher Weise wirken sich die unterschiedlichen Arbeitsmaterialien (kinematographischer/ elektronischer Träger), Arbeitsgeräte (manuell-mechanische/ elektronische Apparate) und die mit ihnen verbundene Arbeitsorganisation (handwerkliche/ automatisierte Arbeitsweise) auf die filmischen Ausdrucksmöglichkeiten im Bereich der Filmmontage aus? Wie beeinflusst das virtuelle Schneiden die Wahrnehmung des Cutters? Dies sollen zentrale Fragen meiner Arbeit sein.

Der erste Teil meiner Arbeit wird von der technische Entwicklung und Geschichte von Film und Filmmontage handeln, während ich mich schließlich im zweiten Teil der Frage widme, welchen Einfluss die Digitalisierung der Montage auf das Medium Film hatte.

Prof. Horst Völz: Die verschiedenen Entropien

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 17.06.2009 von 18:00 bis 18:00
  • Wo Sophienstr. 22a, Raum 0.01 (Medientheater)
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Leider werden in mehreren Publikationen – selbst bei Luhman und einigen Physikern – die verschiedenen Entropien nicht richtig interpretiert und z.T. sogar verwechselt. Im Vortrag wird versucht, auf möglichst anschauliche Weise, die physikalisch-mathematischen Aspekte und Anwendungen darzulegen. Die Boltzmann-Entropie stammt aus der Thermodynamik, betrifft deren Hauptsätze und weist etwas vereinfacht aus, wie weit ein System vom thermodynamischen Gleichgewicht entfernt ist. Die Shannon-Entropie betrifft die Nachrichtentechnik. Sie gibt an, wie viele Bit-Entscheidungen im statistischen Mittel für die Erkennung eines einzelnen Zeichens aus einem Zeichenvorrat des Senders erforderlich sind. Da die Formel ein Minuszeichen enthält, wodurch die Entropie aber immer positiv wird, wird leider der missverständliche Begriff Neg-Entropie benutzt. Es gibt noch einige weitere Entropien z.B. von Renij, Bongard-Weiß, Hilberg, Carnap und bidirektionale Information.

Shintaro Miyazaki: Algorhythmen überall

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 24.06.2009 von 18:00 bis 18:00
  • Wo Sophienstr. 22a, Raum 0.01 (Medientheater)
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Zwischenbericht einer Dissertation über eine Archäologie und Philosophie alltäglicher Medientechnologien oder Was bedeutet Algorhythmus? - Ein heuristischer Neologismus um alltägliche Informationstechnologien zu verstehen.

Es handelt sich in meinem Vortrag um den Versuch einer epistemologisch und medienarchäologischen Analyse der alltäglichen Medientechnologien, die unsere Kultur beeinflussen. Dabei schlage ich den heuristischen Begriff vom Algorhythmus vor, der in der Beschäftigung mit der Berliner Schule während meiner Magisterarbeit, die ich bei Prof. Tholen in Basel geschrieben habe entstanden ist und den ich hier mit Unterstützung der Sophienstraße und Prof. Wolfgang Ernst seit 2007 versuche zu konkretisieren und in eine Dissertation zu transformieren. Algorhythmus meint den Zusammenhang von Algorithmus und Rhythmus. Der heuristisch gewählte Begriff des ‚Algorhythmischen‘ soll den Ansatz, mediale Prozesse der allgegenwärtigen digitalen Medientechnologie sonisch, das bedeutet auch prozessual, zu analysieren, verdeutlichen.

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | Sebastian Döring / Felix Pfeifer: Akustische Kameras (Beamforming mit Mikrofonarrays) oder das Gegenstück zur Wellenfeldsynthese Ein Werkstattbericht.

Sebastian Döring / Felix Pfeifer: Akustische Kameras (Beamforming mit Mikrofonarrays) oder das Gegenstück zur Wellenfeldsynthese Ein Werkstattbericht.

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 01.07.2009 von 19:00 bis 19:00
  • Wo Sophienstr. 22a, Raum 0.01 (Medientheater)
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Synaesthesia in the machine? See when you hear – Am kommenden Mittwoch werden wir das Beamforming (auch als Interferenzrekonstruktion bekannt) zur maschinellen Ortung von Schallereignissen in Wellenfeldern vorstellen. Dazu werden Laufzeitunterschiede zwischen einer Anordnung von Mikrofonen genutzt, um die Schallpegelverteilung im Raum auf Datenstreams abzubilden. Im Gegensatz zu handelsüblichen Varianten verarbeitet unser Prototyp die einkommenden Audiodaten in Echtzeit und in einem nächsten Entwicklungsschritt semantisch und lässt sich so als Tool zur automatischen akustischen Überwachung (und mithin zur Steuerung) von arglosen Bürgern, politischen und militärischen Feinden, verbündeten Maschinen, Kindern, Studierenden u.v.m. einsetzen. Wir verraten, wie's geht ;o).

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | Henry Westphal: Klassische Fernsehtechnik: Anschauliche Darstellung des Prinzips und Einblicke in die Geschichte

Henry Westphal: Klassische Fernsehtechnik: Anschauliche Darstellung des Prinzips und Einblicke in die Geschichte

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 08.07.2009 von 18:00 bis 18:00
  • Wo Sophienstr. 22a, Raum 0.01 (Medientheater)
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In diesem Vortrag wir das in der klassischen analogen Fernsehtechnik angewandte Prinzip der Bildübertragung und –Darstellung am Beispiel des im Rahmen der Lehre an der TU-Berlin (Elektrotechnik) aufgebauten Video-Monitors LION live demonstriert und anschaulich erklärt.

Der Video-Monitor LION basiert auf einer historischen Schaltung von Loewe-Opta aus dem Jahr 1961 und ist vollständig mit Elektronenröhren aufgebaut. Die klassische Schaltungstechnik des LION ist auf das Wesentliche reduziert und läßt daher die zugrundeliegenden Prinzipien schnell und intuitiv erkennen. Bei der Live-Demo werden die charakteristischen Signalverläufe innerhalb des LION mit einem Oszilloskop sichtbar gemacht und allgemeinverständlich erklärt.

Dr. Ingrid Hölzl: Moving stills – Fotografie in Bewegung

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 15.07.2009 von 18:00 bis 18:00
  • Wo Sophienstr. 22a, Raum 0.01 (Medientheater)
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In Walter Benjamins Kleiner Geschichte der Photographie findet sich eine merkwürdige Passage: „Ist es schon üblich, daß einer, beispielsweise vom Gang der Leute, sei es auch nur im groben, sich Rechenschaft gibt, so weiß er bestimmt nichts mehr von ihrer Haltung im Sekundenbruchteil des ‚Ausschreitens‘. Die Photographie mit ihren Hilfsmitteln: Zeitlupen, Vergrößerungen erschließt sie ihm“. (Benjamin 1977: 50). Merkwürdig daran ist der Lapsus, der Benjamin unterläuft: Die Zeitlupe wird gemeinhin den filmischen und nicht den fotografischen Verfahren zugerechnet. Wenn Benjamin dann im gleichen Zusammenhang die Fotografie als Sichtbarmachung des Optisch-Unbewussten definiert, begreift er sie implizit als ein dynamisches, verzeitlichtes Medium – eine Auffassung, die offenbar so nachdrücklich wirkt, dass sie auch in der französischen Übersetzung durchschlägt. Hier heißt es: „La photographie, avec ces auxiliaires que sont les ralentis, les agrandissements, montre ce qui se passe.“ In der Wendung „montre ce qui se passe“ wird die Bedeutung der bildlichen Repräsentation von Bewegung noch verstärkt – die Fotografie zeigt nicht nur, was ist, sondern was passiert.
Dieser quasi medienarchäologische Lapsus Walter Benjamins illustriert die Zielrichtung meines Vortrags: These ist, dass die digitale Konvergenz bewegter und unbewegter Bilder (auf der Ebene der Produktion und Postproduktion ebenso wie auf der Ebene der Dissemination) in der Mediengeschichte fotografischer und filmischer Bilder bereits angelegt ist. Sie macht sich medientheoretisch in den nicht nur bei Benjamin auftretenden Schwierigkeiten bemerkbar, Fotografie und Film eindeutig auseinander zu halten; ihren konkreten Ausdruck findet sie in Produktionen und Praktiken, die in den Grenzregionen der beiden medialen Formen angesiedelt sind. Historisch lassen diese sich bis in die hybride Ur- und Frühgeschichte fotografischer und filmischer Bilder verfolgen, die bereits seit längerem Gegenstand der Filmarchäologie ist. Die zunehmende Präsenz digital mobilisierter fotografischer Bilder in der visuellen Kultur der Gegenwart hingegen ist bisher noch kaum Gegenstand der medienwissenschaftlichen Forschung gewesen – wohl auch deshalb, weil ihre mediale und damit akademische Zuordnung ungeklärt ist. Die Selbstverständlichkeit, mit der heute foto-, video- und computergrafische Aufzeichnungs- und Darstellungsmedien miteinander kombiniert werden, zeigt jedoch, dass das „erweiterte Feld der Fotografie“ (Baker) zwischen analog und digital, Bewegung und Stillstand, Print und Projektion eines erweiterten Begriffs des Fotografischen bedarf.

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | Herdis Kley über digitalisierte Wissenschaft: Das Tierstimmenarchiv Berlin im Medienumbruch (Magisterarbeit)

Herdis Kley über digitalisierte Wissenschaft: Das Tierstimmenarchiv Berlin im Medienumbruch (Magisterarbeit)

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 21.10.2009 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Das Tierstimmenarchiv des Museums für Naturkunde zu Berlin gehört weltweit zu den drei umfangreichsten Tierstimmensammlungen. Mehr als 130 000 Einzelaufnahmen von mehr als 2 500 Tierarten bedeuten ein unschätzbares Potenzial für Lehre und Forschung. Da der Großteil der Sammlung auf Magnetbändern vorliegt, ist die Sicherung der Bestände durch Digitalisierung eine der dringlichsten Aufgaben. Obwohl eine Langzeitsicherung der digitalen Tondateien noch nicht gewährleistet ist, konnte auf deren Basis eine Online-Datenbank und ein Internetportal zur Nutzung bioakustischer Inhalte für Lehrzwecke erstellt werden.

Neue Medien bedeuten somit eine Veränderung der Wissenschaft an sich, sei es, dass ganze Wissenschaftszweige erst entstehen, sei es, dass neue Lehr- und Forschungsmethoden möglich werden. Mit der analogen Tonaufzeichnung wurde zum Beispiel die Bioakustik erst als wissenschaftliche Disziplin etabliert. Der digitale Code wiederum ist einerseits die Basis neuer Forschungszweige, wie bioakustische Mustererkennung und Monitoring. Er erlaubt andererseits aber auch multimediale Lehrmethoden und eine kommerzielle Nutzung der Aufnahmen, welche letztendlich mithilft, die kostspielige Digitalisierung zu finanzieren.

Auf diese Weise löst sich das Tierstimmenarchiv mehr und mehr von seinen alten Strukturen und verwandelt sich von einem analogen Ort der reinen Sammlung in ein digitales Online-Archiv, auf das automatisch und ohne zeitliche Verzögerung unmittelbar zugegriffen werden kann, und bei dem ein paralleler Zugriff durch mehrere Nutzer möglich ist. Dadurch wird ein Austausch und letztendlich eine Erweiterung von Wissen ermöglicht, also ideale Voraussetzungen dafür geschaffen, das große Potenzial des Archivs, für das Prof. Tembrock in den 1950er Jahren den Grundstein legte, effektiv zu nutzen.

Christopher Lorenz (Magisterarbeit)

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 28.10.2009 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Das Helmholtz'sche Gespür für „kleinste Zeittheile“ – und eine damit verbundene, neu implementierte und dem Zeitkritischen nahestehende Denkweise – stellt das Anfangsmoment der Magisterarbeit Zur Analyse des wahrlichen AugenBlicks. Das Phänomen des Eye-Tracking dar. Es führt zu getakteten Messmedien „im Verbund“, die über die gesetzte Grenze der Introspektion hinaus in der Lage sind, die „rechnenden Weisen“ von Augen zu fassen und damit Blickbewegungen auf der Seite des Diskontinuierlichen zu verankern. Erst träge ZeitSchriften, dann Lichtspuren führen dazu, die hochrhythmischen Augenbewegungen nicht nur in der Leseforschung, Ophthalmologie und Psychologie u. a. erörterbar zu machen, sondern diese schließlich in algorithmischer Transformation zu Klangfigur-artigen Gebilden zu komprimieren und somit als Indikatoren für Aufmerksamkeitsprozesse in der Werbewirkungsforschung zu nutzen; allerdings fortwährend von der Fragestellung begleitet : Was wird hier eigentlich aufge“schrieben“? Die Blickanalyse kippt, wenn Blicke selbst beginnen, zu steuern bzw. in Echtzeit (ab)gelenkt werden.

Kathrin Kadelbach: Zeitfigur in der Fotografie (Magisterarbeit)

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 04.11.2009 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Wie der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Wolfgang Ernst an der Humboldt Universität zu Berlin zu entnehmen ist, widmet sich die Medienwissenschaft im Allgemeinen und die Berliner Schule im Besonderen der Frage nach der Organisation von Wissen um vergangene und aktuelle Medien. Die Idee der Magisterarbeit Eine Zeitfigur der Fotografie ist es, dieser Forderung in einer zeitkritischen Denkweise nachzukommen.

Dabei entsteht das Experiment, eine eigenständige Zeitfigur als diskutierfähiges Konzept zu entwickeln, welches das sinnvollere Modell im Gegensatz zur Geschichte darstellen könnte, um das zeitliche Wesen des Mediums Fotografie wiederzugeben. Dazu muss sich vom historischen Blick gelöst werden, um sich auf die alternative „Zeitperspektive der Apparate“ einzulassen und neue Strukturen zu denken, welche inhärent dynamische Systeme der Medien bereits vollziehen. McLuhans Tetrade bildet den Ansatz dieser Figur, die „im Modus eines schwingend-bewegten multizentrigen Systems“ der Praxis der Medien näher kommt, als traditionelle Konzepte es je könnten.

Andreas R Beckers Körper(medien)horizont

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 11.11.2009 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Andreas R Becker ist der Interims-Assistent am Lehrstuhl Medientheorien, hat 2007 sein Medienwissenschaftsstudium an der Universität Paderborn abgeschlossen und promoviert am dortigen Graduiertenkolleg Automatismen über Location Based Services.

Körper(medien)horizont: Mobile Location Based Services zwischen körperlicher Nähe und medialer Entkörperlichung

Die Bedeutung des menschlichen Körpers hat sich im Rahmen internetbasierter Kommunikationsprozesse deutlich verändert. So bringt die, durch soziale Netzwerke oder Instant Messaging Dienste wie Facebook bzw. ICQ, medial erzeugte Nähe im Gegensatz zu einem physisch-präsenten Gegenüber eine starke Reduktion der genutzten Sinneskanäle mit sich. Bei einer Betrachtung derzeit aufkommender mobiler sozialer Netzwerke wie Aka’Aki fällt auf, dass hier dem Körperhorizont des Nutzers über das Handy und Technologien wie Bluetooth und GPS (wieder?) ein anderer Stellenwert eingeräumt wird. Der Service beantwortet so konkrete, an physische Distanzen gekoppelte Fragen: Wer befindet sich im selben Raum wie ich, in Laufweite, in der Stadt, in der Region?

In meinem Vortrag möchte ich in drei Schritten einen Erklärungsansatz zur Entwicklung solcher Services zur Diskussion anbieten. Die Begriffe Horizont und Proxemik dienen zunächst der Verdeutlichung der Relevanz des Körpers und feinster Abstufungen körperlicher Distanzen in nicht-medialen Kommunikationsprozessen. Anschließend werde ich drei Phasen der kommunikativen medialen Entwicklung und damit das zunehmende Auseinanderklaffen rein körperlich erfahrener und medial gestützter Horizonte nachzeichnen. Akzeptiert man körperliche Bedürfnisse schließlich als Triebfeder in der Entwicklung neuer Medien, so lassen sich Mobile Location Based Services auch als technische Kompensation für ein technisch induziertes Defizit verstehen: Mit ihrer Hilfe erobert sich die Proxemik des Körpers ein Stück kommunikativen Terrains zurück.

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | Manfred Schöne: Oszillierendes Medientheater: Ein nachvollziehbarer Schwingkreis

Manfred Schöne: Oszillierendes Medientheater: Ein nachvollziehbarer Schwingkreis

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 19.11.2009 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Manfred Schöne vom Technikmuseum Berlin erklärt den Schwingkreis.

Hauptdarsteller im Medientheater ist diesmal ein unverzichtbares Grundelement von „Medien, die wir meinen“: ein elektromagnetischer Schwingkreis, ein Generator für elektronische Schwingungsereignisse aller Art. Herr Schöne vom Deutschen Technikmuseum Berlin hat speziell zu Zwecken medienarchäologischer Analyse in der Sophienstraße einen Makro-Schwingkreis erbaut, der sinnlich nachvollziehbar macht, was sich ansonsten in hochfrequenten Medien menschlicher Wahrnehmung entzieht – das bewußt eingesetzte Nacheilen und Hin- und Herpendeln elektrischer und magnetischer Felder. Nach der Demonstration der Handlung dieses Mediums nehmen wir dessen Ereignis zum Anlaß, die Ästhetik und den Forschungssinn des Nach- und Selbstbaus solcher „einfachen Formen“ mit kompetenten Vertretern dieser Kunst zu diskutieren (auch mit Blick auf den hiesigen Medienarchäologischen Fundus).

Stichwort Digitalisierung: Begriffsbestimmungen

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 25.11.2009 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Das Colloquium Medien, die wir meinen, stellt eine mediendefinitorische Experimentalanordnung dar: Angenommen, Medienwissenschaftler (in spe) werden eingeladen, für ein kulturwissenschaftliches Wörterbuch den Eintrag „Digitalisierung“ zu schreiben. Welche Schneisen lassen sich durch die schillernden Erscheinungsweisen dieses Begriffs schlagen? Zunächst stellen Wolfgang Ernst und Felix Pfeifer jeweils aus ihrer Perspektive erste Versuche eines solchen Lexikoneintrags vor. Sodann sind alle Teilnehmer des Colloquiums aufgefordert, zumindest stichwortartig vorzutragen, unter welchen Aspekten sie einen solchen Artikel in Angriff nehmen und strukturieren würden. Am Ende steht der Ansatz einer „kollaborativen“ Autorschaft zum Lexikoneintrag „Digitalisierung“ (zugleich ein erster Eintrag in das virtuelle Lexikon medienarchäologischer Grundbegriffe, die zum Begriffshaushalt der Medienwissenschaft in der Sophienstraße gehören).

Christopher Lorenz II (Magisterarbeit)

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 02.12.2009 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Im Anschluss an die bereits vorgestellte Magisterarbeit Zur Analyse des wahrlichen Augen-Blicks. Das Phänomen des Eye-Tracking wird nun ein Einblick in die mit SensoMotoric Instruments GmbH (SMI) durchgeführte Explorationsstudie gegeben.

Ziel dieser Explorationsstudie war es zunächst zu zeigen, dass Eye-Tracking-Methoden, wie sie hier eingesetzt worden sind, dazu verhelfen, einen epistemologischen Mehrwert zu erfahren, der ohne diese Messmedien nicht hervorgebracht werden kann. Des Weiteren sollten bestimmte in der Arbeit erörterte Phänomene eine Anwendung finden und unter einer spezifischen Fragestellung empirisch nachempfunden werden.

Medienwissenschaft, Medientheorie, Medienphilosophie?

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 09.12.2009 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Zur Debatte steht der angehängte Text von Claus Pias, Professor für&nbsp;Erkenntnistheorie und&nbsp;Philosophie der Digitalen Medien am Institut für Philosophie der Uni Wien. Er stellt die Frage nach der akademischen Verortung und Disziplinierung unseres Fachs, die wir alle zum Beispiel vor dem Hintergrund des Methoden-Potpourries der Colloquiums-Beiträge der letzten Monate diskutieren könnten.<br>

Martin Carlé: Parasemantike techne als akustische Diagrammatik

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 06.01.2010 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Parasēmantikḗ téchnē als akustische Diagrammatik

Als Los des Doktoranden erscheint zuweil sein Feld des Wissens solange zu beackern bis seien Ausgrabungen es endlich umgegraben, oder soweit ‚rekonfiguriert‘ haben, dass es endlich los gelassen werden kann.

Zurück auf Los in Berlin 2010 verhandeln wir einstweilen, inwieweit dies im Falle der griechischen Musiknotation mit dem ‚anhängigen‘ (Dreiviertels-)Artikel: „Re-configuring ancient Greek music theory through technology“ mittlerweile gelungen ist.

Zu den schöneren Begebenheiten des Forschungsvorgangs aber zählt, wenn sich entfernt scheinende Arbeitsfelder unerwartet und erneut Überschneiden. Zur Vorbereitung möchte ich Sie deshalb einladen, insbesondere das Kapitel 3 „PARASEMANTIKE TECHNE“ zur Kenntnis zu nehmen, dessen Schaubilder sich im Kontext des abstracs und des neuen Schwerpunkts am Lehrstuhl als Voraussetzung zu einer, sehr bald prinzipiell unanschaulichen AKUSTISCHEN DIAGRAMMATIK verstehen lassen und in diesem Sinne übersetzt werden sollen.

Es soll ferner der Frage nachgegangen werden, ob anhand der bereits in musiktheoretischen Quellen der Antike ausdrücklich als Diagramme bezeichnete ‚Notenschrift‘ – was wörtlich ja nicht weniger besagt, als dass  DURCH (dia-) die GRAMMATIK (Schrift) HINDURCH die reale ‚PARA-Ebene‘ des Akustischen verzeichnet und bis zu einem gewissen Grad operabel wird – der zeitkritische Grat oder die technische Grenze jeglicher bisherigen ‚Schriftbildlichkeit‘ zum Vorschein kommt, an die das radikale Durch-Denken des Melos (SYNESIS) als akustisch-logischen Prozess stoßen musste, und in aller ontologischen Klarheit des geschichtlichen Wissens auch gestoßen ist.

Sofern sich diese Frage positive beantworten lässt, könnte die gemeinsame Diskussion darüber zu entscheiden suchen, ob sich an der frühen epistemologischen Spaltung von bildlichen und akustischen Medienprozessen, welche die obige Forschung zu operativen Diagrammatik offenlegt und in der Spannung von Para-Semantik und Para-Metrik greifbar wird, nicht ein Pfad des Wissens durch die Geschichte zieht, welcher der Wissensgeschichte unsichtbar bleibt und darüber selbst dem Verständnis unserer zeitgenössischen Para-Logistik eine gewinnbringende Perspektive bzw. ein erschließenden Gehör verleiht.

Le tube, toujours le tube! feat. Henry Westphal, Sebastian Döring

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 13.01.2010 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Auf den Spuren des Klangbilds von Elvis Presley. Zur Musikproduktion und Studiotechnik in den 1950’s und den frühen 1960’s und ihrer Übertragung auf heutige Verhältnisse

Henry Westphal stellt das Vollröhrenmischpult SILVESTRIS vor, das seit dem WS 2008/09 im Projekt *High End Vintage Studiotechnik* der Technischen Universität, Westphals Entwicklungsfirma TIGRIS und dem Rock'n'Roll Musikstudio LIGHTNING RECORDERS entwickelt wird. Das Mischpult ist eine Eigenentwicklung auf Grundlage historischer Schaltungen, besonders der RCA Audiokonsolen Type BC-3C und Type BC-5B.

Der Vortrag schlägt einen Bogen von der elementaren Funktionsweise der Elektronenöhre über die verschiedenen Verstärkerschaltungen bis zur Auswertung der Ergebnisse zwischen elektrotechnischer Messung und Hörempfinden.

Im Anschluss gibt es mit AMP, MIX & RECORD einen zweiten Beitrag zum Thema von Sebastian Döring, der von Beginn an im SILVESTRIS-Team mitarbeitet und im Rahmen des Projekts der Frage nach den Bedingungen und Bedingtheiten der elektrotechnischen Signalverstärkung nachgegangen ist. In einem zweiten Schritt werden die Verschränkungen des Medienverbundes aus Rundfunk und Aufnahmetechnik auf Ebene der Apparate beleuchtet.

Frank Pasemann, Horst Völz / Das Versprechen der Kybernetik

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 20.01.2010 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Am Mittwoch findet unter dem historisch orientierten Titel „Das Versprechen der Kybernetik“ ein Gespräch über neuronale Prozesse und Nachrichtenverarbeitung zwischen Prof. Frank Pasemann und Prof. Horst Völz, moderiert von Prof. Wolfgang Ernst, statt.

Frank Pasemann (*1943) ist Professor für theoretische Physik an der Universität Osnabrück und momentan Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, sein Arbeitsschwerpunkt ist die neuronale Bewegungskontrolle.

Lit: Repräsentation ohne Repräsentation – Überlegungen zu einer Neurodynamik modularer kognitiver Systeme, in: Interne Repräsentationen – Neue Konzepte der Hirnforschung, hrsg. von G. Rusch, S. J. Schmidt, O. Breidbach, Frankfurt: Suhrkamp, S. 42–91.

Horst Völz (*1930) war 1969 Gründungsdirektor des Zentralinstituts für Kybernetik und Informationsprozesse und lehrt seit einigen Semestern am hiesigen Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft und ist also seit seinem Vorlesungsverbot von 1988 an der Humboldt Universität rehabilitiert.

Lit: Das Mensch-Technik-System. Physiologische, physikalische und technische Grundlagen, Software und Hardware. Expert-Verlag, 1999.

Georg Christoph Tholen

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 27.01.2010 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Am Mittwoch ist Prof. Georg Christoph Tholen zu Gast in der Sophienstrasse. Er ist Ordinarius am Institut für Medienwissenschaft der Universität Basel und momentan Visiting Scholar am Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte in Dahlem. Wolfgang Ernst wird mit Georg Christoph Tholen das Basler und Berliner Modell von Medienwissenschaft vergleichen und auch ein Strategiepapier der GfM zu den Kernbereichen unseres Faches diskutieren. Damit setzen wir also unsere kleine Reihe zum Stand der Dinge in Sachen Medienwissenschaft fort.

http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Christoph_Tholen
http://www.gfmedienwissenschaft.de/gfm/start/index.php?TID=18

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | Elisabeth Schimana / Institut für Medienarchäologie im Gespräch mit Wolfgang Ernst

Elisabeth Schimana / Institut für Medienarchäologie im Gespräch mit Wolfgang Ernst

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 10.02.2010 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Zum letzten Mal in Wintersemester 2009/2010 findet das Medientheorien-Colloquium statt. Zu Gast ist Elisabeth Schimana, Mitberünderin und Leiterin des Instituts für Medienarchäologie in Hainburg an der Donau (AT). Im Gespräch mit Wolfgang Ernst wird sie von der „Suche nach den Ahninnen“ (http://www.ima.or.at/?page_id=34) berichten.