Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

Andreas R Beckers Körper(medien)horizont

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 11.11.2009 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Andreas R Becker ist der Interims-Assistent am Lehrstuhl Medientheorien, hat 2007 sein Medienwissenschaftsstudium an der Universität Paderborn abgeschlossen und promoviert am dortigen Graduiertenkolleg Automatismen über Location Based Services.

Körper(medien)horizont: Mobile Location Based Services zwischen körperlicher Nähe und medialer Entkörperlichung

Die Bedeutung des menschlichen Körpers hat sich im Rahmen internetbasierter Kommunikationsprozesse deutlich verändert. So bringt die, durch soziale Netzwerke oder Instant Messaging Dienste wie Facebook bzw. ICQ, medial erzeugte Nähe im Gegensatz zu einem physisch-präsenten Gegenüber eine starke Reduktion der genutzten Sinneskanäle mit sich. Bei einer Betrachtung derzeit aufkommender mobiler sozialer Netzwerke wie Aka’Aki fällt auf, dass hier dem Körperhorizont des Nutzers über das Handy und Technologien wie Bluetooth und GPS (wieder?) ein anderer Stellenwert eingeräumt wird. Der Service beantwortet so konkrete, an physische Distanzen gekoppelte Fragen: Wer befindet sich im selben Raum wie ich, in Laufweite, in der Stadt, in der Region?

In meinem Vortrag möchte ich in drei Schritten einen Erklärungsansatz zur Entwicklung solcher Services zur Diskussion anbieten. Die Begriffe Horizont und Proxemik dienen zunächst der Verdeutlichung der Relevanz des Körpers und feinster Abstufungen körperlicher Distanzen in nicht-medialen Kommunikationsprozessen. Anschließend werde ich drei Phasen der kommunikativen medialen Entwicklung und damit das zunehmende Auseinanderklaffen rein körperlich erfahrener und medial gestützter Horizonte nachzeichnen. Akzeptiert man körperliche Bedürfnisse schließlich als Triebfeder in der Entwicklung neuer Medien, so lassen sich Mobile Location Based Services auch als technische Kompensation für ein technisch induziertes Defizit verstehen: Mit ihrer Hilfe erobert sich die Proxemik des Körpers ein Stück kommunikativen Terrains zurück.