Humboldt-Universität zu Berlin - Musikwissenschaft

Von 'Exekution' zu 'Performanz'

Eine Begriffsgeschichte musikalischer Aufführung seit dem 18. Jahrhundert
   

Ziele des Projekts


Ausgehend von der These, dass die konzeptuellen Dimensionen von "Musik als Ereignis", soweit sie die Aufführung von Musik betreffen, noch keineswegs in befriedigendem Maße geklärt sind, zielt das Projekt darauf, Grundlagen einer Begriffsgeschichte mit diesem Horizont zu schaffen und damit die Wandlung von einer Aufführungs- zu einer Interpretations- und Performanzkultur zu erhellen. Da im Handwörterbuch der musikalischen Terminologie (HmT) die einschlägigen Begriffe für Musikmachen seit dem 18. Jahrhundert unberücksichtigt geblieben waren - von Exekution, Ausführung, Aufführung, Vortrag über Reproduktion, Wiedergabe, Nachschaffen bis zu Interpretation und Performance -, sollen einerseits diese Termini semasiologisch erfasst und erläutert werden. Andererseits verfolgt das Projekt, anders als das HmT, auch eine onomasiologische Zielsetzung, insofern die Begriffe in ausgewählten kommunikativen, ästhetischen, institutionellen, kulturellen Kontexten historisch-konkret erforscht werden sollen. Studien zum 18., zum 19. und zum 20. Jahrhundert durchdringen so mit Querschnitten "örtliche" Quellensituationen, um im synchronen Fokus eines einzelnen Jahres bzw. einer Gruppe weniger Jahre Entwicklungen, Konstanten und Veränderungen innerhalb des Begriffsfeldes in dichter Beschreibung herauszustellen. Die historischen Studien wird eine Reihe von Quellenbänden ergänzen, die wichtige Dokumente zur Begriffsgeschichte für weitere Forschungen zur Verfügung stellen sollen.


 

Mitarbeiter

 

Projektleitung:

 

Umsetzung:

Dr. Felix Emter
Dr. Jacob Langeloh
Dr. Laure Spaltenstein
 
Die drei Studien, welche die Resultate des Projekts darstellen, sind im Open Access bei Schott Campus verfügbar:
 

Das Forschungsunternehmen: "Musik als Ereignis"


Das Projekt "Von Exekution zu Performanz" ist Teil des gemeinsamen Forschungsunternehmens "Musik als Ereignis. Perspektiven einer aufführungsbezogenen Musikhistoriographie". Darin wird der Blick auf Musik als eine nicht-mimetische, auf klangliche Realisierung verwiesene Kunst gerichtet. Denn erst durch die Praxis der Klanggestaltung wird Musik überhaupt erst zu Musik – von philosophisch-spekulativen Theorien einmal abgesehen. Dem Projekt zugrunde liegt die These, dass Musik in diesem Akt der Aufführung eine "prinzipielle Ereignishaftigkeit" entfaltet.
 
Der "Ereignis"-Begriff, sowohl als explanans als auch als explanandum, bietet sich als Klammer und Fokus für die verschiedenen historischen und begrifflichen Traditionen an. Da die jüngere Forschung ihn mit seinen philosophischen und ästhetischen Horizonten in den Blick fasste, eröffnet er diesem primär musikwissenschaftlichen Forschungsprojekt die Möglichkeit, die für Musik und ihre Aufführung geltenden Besonderheiten, welche das "musikalische Ereignis" von anderen Ereignistypen und -kategorien unterscheiden, herauszuarbeiten.