Humboldt-Universität zu Berlin - Musikwissenschaft

Sean Prieske

Musik und Selbstverortung – Eine qualitative Studie im Kontext der Berliner Geflüchtetenarbeit


Fluchtmigration stellt auch in der Musikforschung etablierte Narrative kultureller Geographien und Handlungsräume in Frage. Flucht bedeutet hierbei eine besondere Form der Migration, deren Spezifika, insbesondere in Bezug auf kulturelle Praktiken wie Musik, bislang kaum untersucht sind. Studien zu Musik im Exil, Musik im Kontext von Krieg, Vertreibung und Konflikten sowie musikalische Austausch- und Hybridisierungsprozesse liefern einige Vorarbeiten, die mit einem speziellen Blick auf Flucht nach Berlin angereichert werden sollen. Kulturelle Identitäten als Prozess werden von Geflüchteten nicht bloß neu verhandelt, sondern müssen permanent in Relation zu den sich wechselnden Lebensumständen aktualisiert werden. Musikalische Selbstkonzepte geflüchteter Menschen in aktuellen Fluchtbewegungen in Berlin stehen dabei im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses der Dissertation.
Vor diesem Hintergrund fragt die Arbeit nach kultureller Interaktion und Selbstverortung Geflüchteter innerhalb musikalischer Praktiken. Wie wirkt sich Flucht auf musikalisches Handeln aus, wie interagieren Musiken auch mit den Realitäten des Fluchtalltages und wie reflektiert kulturelle Selbstverortung Geflüchteter dies in einem Kontext, der so stark von Inkonsistenz geprägt ist? Als Feldzugang für die Forschung dient partizipative Beobachtung im Rahmen eigener ehrenamtlicher Arbeit in der Berliner Geflüchtetenarbeit sowie Interviews mit geflüchteten Menschen. Methodisch werden dabei musikethnologische und -soziologische Ansätze mit einer postkolonial-kulturwissenschaftlichen Perspektive verknüpft. Zusätzlich sollen einige ausgewählte Musikstücke selbst einer kontextuellen Analyse unterzogen werden.

 

Stipendien


Promotionsstipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung (August 2018 bis voraussichtlich Juli 2021)