Humboldt-Universität zu Berlin - Musikwissenschaft

Lehrangebot

Das Lehrveranstaltungsangebot des Lehrstuhls «Theorie und Geschichte der populären Musik» gruppiert sich um die folgenden thematischen Schwerpunkte. Diese Schwerpunkte entsprechen den Modulen, die der Lehrstuhl im Rahmen der Studienordnung anbietet.
Den Studierenden wird empfohlen, sich mit der Grundlagenlektüre studienbegleitend vertraut zu machen.

 

Geschichte der populären Musik

Die historischen Wurzeln der populären Musikformen reichen weit zurück. Schon im ausgehenden 18. Jahrhundert beginnt der Prozeß der Umwandlung von Volksmusikpraktiken in eine, damals noch an den Notendruck gebundene Massenware. Der Wiener Walzer markiert Mitte des 19. Jahrhunderts einen ersten Höhepunkt. Die aufkommende Schallplattenindustrie leitete die Nationalisierung und Internationalisierung der populären Musikformen ein, Rock'n'Roll und Rockmusik brachten die Globalisierung und ein musikalisches Spektrum das von World Music und Ethno Pop bis hin zu House und Techno reicht. Es geht um die Geschichte einer Musikpraxis in ihren verschiedenen Dimensionen, um die Entwicklung der kulturellen Zusammenhänge, in die sie eingebunden ist, um die Stilformen und Spielweisen, in die sie sich ausdifferenziert hat, um die Medien und Technologien, mit denen sie verbunden ist. Ziel ist, die gegenwärtigen Formen der Popmusik als Resultat eines historischen Prozesses verstehbar zu machen. Die Auseinandersetzung mit einzelner Musikformen (z.B. Rockmusik) erfolgt in seminaristischer Form.

 

Musik als Industrie

Die populären Musikformen sind das Resultat eines Industrieprozesses. An welche Voraussetzungen kultureller, wirtschaftlicher, technologischer und rechtlicher Natur ist dieser Prozeß gebunden ? Die Antwort auf diese Frage führt zur Struktur der Musikindustrie, die historisch gewachsen ist, sich mit jeweils bestimmten Organisationsformen und Strategien verbindet, entsprechende Vertriebs und Vermarktungstechniken hervorgebracht hat. Doch sind die Plattenfirmen nur ein, wenn auch zentrales Element im System der Musikindustrie. Rundfunk und Fernsehen haben mit ihren Programmstrategien einen ebenso großen Einfluß auf den Musikprozeß wie neue Technologien der Musikproduktion. Es wird ein Überblick und faktisches Grundwissen vermittelt. 
In zugeordneten Seminarveranstaltungen erfolgt die theoretische und analytischer Vertiefung von Einzelaspekten (z.B. Starkult, Indie-Labels, Sponsoring, MTV, VIVA, (Pop)Musik im Internet).

 

Popmusik im sozialen Gebrauch

Die populären Musikformen entwickeln sich im Rahmen kultureller Zusammenhänge, die maßgeblich durch den Gebrauch bestimmt sind, der von ihnen gemacht wird. Es ist Musik für sehr unterschiedliche Gebrauchsweisen und Gebrauchszusammenhänge, von der Diskothek über Stadionkonzerte bis hin zu den medienvermittelten Gebrauchsformen im Alltag. Sie ist in Fan-Kulturen eingebettet, verbindet sich mit Lebensstilen, Moden, medialen und außermedialen Symbolwelten.
Was sie als Musik charakterisiert ist bis in einzelne Stilformen hinein durch solche Zusammenhänge geprägt. In seminaristisch organisierten Projektgruppen wird an unterschiedlichen Einzelbeispielen solchen komplexen Bezügen nachgegangen (z.B. Heavy Metal und seine Fans, Frauen im Rock, (Pop)Musik im Internet).

 

Popmusik als Gegenstand von Theoriebildung

Auch dieser Zweig der Musikforschung hat inzwischen sehr unterschiedliche theoretische Zugangsweisen hervorgebracht. So ist Popmusik zum Gegenstand sozialwissenschaftlicher, empirisch-soziologischer, ethnographischer, kulturanalytischer, feministischer, psychologischer, psychonalytischer, medien- und kommunikationstheoretischer Zugriffe geworden. 
Die kritische Besichtigung des dabei entwickelten theoretischen und begrifflichen Instrumentariums ist eine Voraussetzung für den analytischen Umgang mit diesen Musikformen. In seminaristischer Form erfolgt die Auseinandersetzung mit den wichtigsten theoretischen Texten, die den wissenschaftlichen Diskurs um die populären Musikformen geprägt haben.