Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

Tennis for Two auf dem Telefunken RA 742

Johannes Maibaum
Matthias Rech
Dr. Stefan Höltgen


1958 entstand am Brookhaven National Laboratory das frühe Videospiel "Tennis for Two", programmiert vom Physiker William Higinbotham auf dem Röhren-Analogcomputer Donner 30. Das Spiel simulierte ein Tennisspiel für zwei Spieler in der Seitenansicht auf einem Oszilloskop. Der durch einen Leuchtpunkt verkörperte Ball musste hin und her geschlagen werden und durfte weder das in die Mitte gezeichnete Netz berühren noch mehr als einmal auf einer Spielfeldseite aufschlagen. Gesteuert wurde das Spiel mit je einem Trigger, der den Ball(rück)schlag auslöste, sowie je einem Trimmpotentiometer, das die Schlagstärke bestimmte. Daneben nahmen die Gravitation, der Wind-/Lustwiderstand sowie die Materialeigenschaften des Balls Einfluss auf Flug- und Stoßverhalten.



"Tennis for Two" stellt nicht nur ein wichtiges Moment in der Geschichte der Videospiele dar (und diente als Ideengeber für spätere, kommerzielle Entwicklungen wie etwa Ralph Baers "Tabletennis" oder Ataris "Pong"), sondern zeigt auf sehr anschauliche, ja geradezu spielerische Weise, wie die Modellierung physikalischer Probleme mit dem Analogcomputer realisiert wird. Neben den oben genannten, "naturgegebenen" Einflüssen führt es vor, wie sich die Beeinflussung dieser Koeffizienten in Echtzeit auf den Ballflug auswirkt. Damit ist "Tennis for Two" nicht bloß ein Ball-, sondern eigentlich ein "ballistisches" Spiel, das die Probleme aus der der Frühzeit des Analogcomputers, als dieser noch zur Berechnung von Abfangrouten für Flugkörper eingesetzt wurde, versinnbildlicht. Die mathematischen (Spiel)-Regeln basieren auf denselben Differentialgleichungen wie jene Flugparabelberechnungen, die Analogcomputer in den Lenksystemen der A4/V2-Rakete und späteren militärischen Flugkörpern in Echtzeit computiert wurden.



Nachdem "Tennis for Two" zuletzt 2011 als diskrete Schaltung für MEGA nachgebaut wurde, haben wir uns entschieden, das Spiel zu Demonstrationszwecken im Rahmen des Seminars "It's more fun to compute! Computer & Spiel / Theorie & Praxis / Analog & Digital" (im Wintersemester 2011/12 geleitet von S. Höltgen) noch einmal als reine Analogcomputer-Installation zu verwirklichen. Wir nutzen dazu die zu Demonstrationszwecken im Handbuch des Analogcomputers Telefunken RA742 aufgeführte "Ball im Kasten"-Schaltung, die wir für die Implementierung der Spielregeln modifiziert haben.

Das Spiel kann während des Workshops in den Pausen gespielt werden. Frau Canan Hastik vom Institut für Kommunikation und Medien der Hochschule Darmstadt wird ebenfalls zugegen sein und ein Exemplar des für MEGA diskret realisierten "T42" vorführen können.