Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

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Stefan Höltgen: Was ist ein Heimcomputer? Archäologische Einhegung einer parasitären Medientechnologie

  • Wann 08.05.2024 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Medientheater Raum 001 Georgenstraße 47
  • Name des Kontakts constantin.matti.roth@hu-berlin.de
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Anfang der 1970er Jahre begann die Computertechnologie ihr zunächst durch Militär, Forschung und Industrie abgestecktes Terrain zu verlassen und nun auch in private Lebensbereiche vorzudringen. Einige der ökonomischen und technologische Bedingungen, die hierfür erfüllt sein mussten – die Miniaturisierung, die damit verbundene Kostensenkung und der Diskurs um die „Computerisierung“ – sind von der technikhistorischen Forschung bereits diskutiert worden. In der Bezeichnung des „Heimcomputers“ (oder „home computers“) deutet sich indes auch eine Eskalation an, die jenseits dieser Parameter stattfand. Denn, wie die Radio-, Fernseh- und HiFi-Technik trafen die Computer in den Privatwohnungen auf eine technische Infrastruktur, eine Innenarchitektur und auf Wissensbestände, an die sie sich einerseits adaptieren mussten und die sie andererseits selbst zur Adaption zwangen. Der Vortrag zeigt, ausgehend von der zeitgenössischen Debatte um die Definition, was ein „Heimcomputer“ (auch in Kontrast zum „Personalcomputer“) überhaupt sein soll, wie einerseits die Versuche der Begriffsbestimmung und andererseits diese wechselseitige Adaptionsleistung zu einer technischen „Infektion“ der Privatsphären führte, die wegen ihres erfolgreich kontagiösenen Verlaufs die Grundbedingung dafür wurde, dass es heute keine Heimcomputer mehr gibt.