Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

Wladimir Velminski: Telepathische Kommunikationen

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 16.11.2005 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Stellen Sie sich die Poliklinik der nahen Zukunft vor. In den Behandlungsraum kommt ein Patient. Die Apparate registrieren das Elektro-Auragramm seines Gehirns, Herzens, der Nerven, Muskeln und inneren Organe und senden die ermittelte Information an eine elektronische Diagnose-Maschine, die, nachdem sie die Erkrankung ermittelt hat, die entsprechende Behandlung bestimmt. Das alles passiert in wenigen Sekunden, der Patient muss sich nicht mal ausziehen.“ Diese Zeilen sind dem Artikel „Biologische Verbindung funkt" entnommen, der 1968 in der weit verbreiteten Zeitschrift in Russland „Technika molodezhi" erschienen ist. In der Zeitschrift, die mit dem Übertitel „In der Welt der lebenden ‚Radiostationen‘“ versehen ist, berichten drei Forscher des „Laboratoriums für physiologische Kybernetik“ über ihre Forschung der letzten 20 Jahren und deren phänomenales Ergebnis, das elektrische Feld eines Nervensystems mit einem Aurathron in einem Abstand von 25cm zu messen. Neben den telepatischen Praktiken und Prozessen, die in abgeschlossenen wissenschaftlichen Räumen stattfanden, führen zahlreiche Texte aus den ‚Laien-Laboratorien‘ in der Öffentlichkeit zu jenen Wechselwirkungen, in denen die Telepathie ihre Konturen findet. Die Öffentlichkeit ist somit kein Ort, der jenseits eines elektromagnetischen Gedankenstrahls liegt, der einen Raum genuin wissenschaftlicher Aktivität von einem Diffusionsraum wissenschaftlicher Ergebnisse abgrenzt, sondern sie bildet vielmehr ein Feld der interferierenden Durchmischung wissenschaftlicher wie
außerwissenschaftlicher Diskurse. Diesen Topos der übertragenden Emotionen, der die wissenschaftliche wie auch außerwissenschaftliche
Publizistik und Ikonographie der Telepathie beherrscht hat, möchte ich am Mittwoch diskutieren.