Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | Sebastian Vehlken: Social Supercomputing und futurischer Druck. Die vergangene Zukunft der FutureICT EU-Flagship Initiative (Vortrag)

Sebastian Vehlken: Social Supercomputing und futurischer Druck. Die vergangene Zukunft der FutureICT EU-Flagship Initiative (Vortrag)

  • Wann 29.01.2020 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Medientheater
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»A Large Knowledge Collider« mit globaler Reichweite: Noch ganz im Schatten der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 nahm sich die Forschungsinitiative FuturICT zwei Jahre später vor, medientechnische Erklärungs- und Lösungsansätze für jene »unsichtbaren Gesetze und Prozesse hinter komplexen, weltumspannenden und sozial interaktiven Systemen aller Art« entwickeln zu wollen. Als dezentrales Social Supercomputing-Projekt verschrieb es sich einer verbesserten gesellschaftlichen Steuerung, eines vielfältigen Risikomanagements, und der Erhöhung von Resilienz- und Reaktionsfähigkeit im Angesicht unvorhersehbarer Krisen.

Für medienhistorische Analysen scheinen dabei vor allem zwei Sachverhalte interessant, denen die Vorlesung nachgehen möchte: Erstens lässt sich eine verblüffende Geschichtsvergessenheit erkennen hinsichtlich eines Projekts, welches über weite Strecken wahlweise als eine technisch auf den Stand des beginnenden 21. Jahrhunderts gebrachte Version von Stafford Beers Cybersyn wirkt oder als partizipatorisch gewendete Implementierung von Issac Asimovs Psychohistory. Und zweitens resultiert die im FuturICT-Projekt oft mitschwingende positivistische Euphorie bezüglich eines »Reality Mining« in einer Art epistemologischem Limbo, das kaum jene Fallstricke reflektierte, die rund um eine Soziologie des Risikos ab den 1970er Jahren ausgiebig diskutiert worden waren, und die seinerzeit eine erste weitgreifende Planungs- und Steuerungseuphorie beendet hatte.