Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

Moritz Hiller: Den Logos lieben. Zur Maschinenphilologie (Dissertation)

  • Wann 07.02.2018 von 18:00 bis 20:00
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Das vorliegende Projekt hat die historischen und materiellen Wandlungen der Philologie aus der Perspektive ihrer Medien zum Gegenstand. In den Blick geraten philologische Praktiken und Institutionen (in primär deutscher Wissenschaftstradition), die entgegen ihrer neu-humanistischen Bestimmung um 1800 als nicht schlicht menschlich oder anthropozentrisch begriffen werden können, weil sie nicht mehr oder nicht mehr nur von einem spezifischen humanen Subjekt ausgehen oder auf ein solches zielen. 

Andersherum formuliert wäre die These zu belegen, dass Philologie heute mindestens posthumanistisch zu denken sei, insofern hier nicht mehr nur oder primär der Mensch, sondern auch sein maschinelles Anderes schreibt, liest und versteht. Gleichwohl, und das gerät zur veritablen Herausforderung der Philologie im 21. Jahrhundert, sind ihre zentralen Begriffe und Verfahren noch immer weitgehend an das papierschriftliche Paradigma von Datenverarbeitung gebunden, dem auch der Neuhumanismus entsprang. Ziel dieses Projekts ist deshalb eine Dissertation, die jene philologische Lage beschreibt. Anhand von drei Fallstudien zu aktuellen Schreibszenen der Philologie  – namentlich: Archiv, Editorik, Digital Humanities – , die, Rüdiger Campes Begriff erweiternd, heuristisch als posthuman charakterisiert werden können, sollen der medienhistorische Wandel und die medientheoretische Herausforderung der Philologie dargelegt werden.

Die Untersuchung der philologischen Praktiken, Operationen und Institutionen sowie der Schreibszenen, die sie bedingen, soll zeigen, wie die Philologie, mit N. Katherine Hayles zu sprechen, posthuman wurde. Ausgehend von der Beschreibung dieses Wandels ist anschließend die Möglichkeit gegeben, die Verfahrensweisen der Philologie und die ihnen zugrundeliegenden Konzepte, man denke nur an basale Begriffe wie ›Autorschaft‹ oder ›Text‹, aus der Perspektive einer medientheoretisch informierten, und das heißt vom Humanexzeptionalismus absehenden, Literaturforschung noch einmal neu zu akzentuieren.