Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

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Martina Leeker: Übersetzungen zwischen Live-Performances und digitalen Performances

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 07.01.2004 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Seit den 1990er Jahren sind Übersetzungen zwischen Live-Performances und digitalen Performances zu einem zentralen Thema im Bereich von Theater/Performance mit digitaler Technik geworden. Diese Übersetzungen entstehen z.B. beim ‘Motion capture’, bei dem mit Hilfe von Sensoren am Körper eines Performers Daten gewonnen und mittels einer Auswertung im Rechner in vorprogrammierte grafische Repräsentationen der Körperbewegungen übersetzt werden. Die genannten Übersetzungen finden auch bei der Repräsentation des Benutzers in symbolische Zeichenkörper in Internet-Plattformen wie z.B. in Online-Spielen oder in Chatrooms statt.

Auffällig ist bei diesen Übersetzungen, dass die digitalen Operationen, die in der digital gestützten, symbolischen Repräsentation des Menschen Gestalt annehmen, in der zeitgenössischen Theaterarbeit als eigene, digitale Performance inszeniert werden. Das heißt, die digitalen Übersetzungen entwischen dem kontrollierten Zugriff des Performers und scheinen gleichsam ein Eigenleben als symbolische Welten zu führen. Im Beitrag soll der Diskurs der 'digitalen Performance' anhand von Beispielen vorgestellt und im Kontext einer ‚performativen‘ Medientheorie analysiert werden. Es soll der Frage nachgegangen werden, ob und mit welchen Auswirkungen in diesen Medien-Performances eine ‚telematische Existenz‘ des Menschen entworfen wird, die sich wesentlich aus einer Doppelung des Körpers konstituiert, der nunmehr als Übersetzung/Transformation zwischen einem physikalischen, räumlich-zeitlich situierten und einem Daten-Körper besteht.