Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | Joana Thinius: Erkennen, was nicht gesehen werden kann. Visualisieren durch Infografiken als epistemologisches Verfahren in der Geschichtswissenschaft (Dissertation)

Joana Thinius: Erkennen, was nicht gesehen werden kann. Visualisieren durch Infografiken als epistemologisches Verfahren in der Geschichtswissenschaft (Dissertation)

  • Wann 02.05.2018 von 18:00 bis 20:00
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Seit den 1990er Jahren und dem damit zusammenhängenden Beginn des digitalen Zeitalters haben sich für die Geisteswissenschaften ganz neue Wege ergeben. Während sich die Geschichtswissenschaft auch weiterhin als Textwissenschaft versteht und präsentiert, haben trotzdem auch andere, vor allem visuelle Medien in den Arbeitsalltag der HistorikerInnen Einzug gehalten. Nicht nur in ihrer Funktion als Quelle, sondern auch zur Präsentation von Ergebnissen und zum Verdeutlichen von zeitlichen oder kausalen Zusammenhängen wird vermehrt vor allem das hybride Medium der Infografik eingesetzt.

Der Vortrag greift diesen visuellen Zeitgeist, der gleichermaßen populär im gesellschaftlichen Zusammenleben wie auch im akademischen Raum Einzug gehalten hat, auf. Ziel ist es, die Konsequenzen dieser Entwicklung für das gegenwärtige und zukünftige Arbeiten an historischen Gegenständen zu behandeln und im Zuge dessen, eine dezidiert epistemologische Aufarbeitung des Mediums der Infografik. Das vorgestellte Konzept basiert auf einer vorausgegangenen Masterarbeit, in der Infografiken in Hinblick auf ihren Einsatz als Informationsvermittler, Argumentationsträger und Evidenzerzeuger behandelt wurden. Im Anschluss an eine Kategorisierung und eine erforderliche präzisere Definition konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass sich Infografiken aufgrund ihres prozesshaften Potentials durchaus als Argumentationsträger eignen, während sich die Annahme, dass sie durch ihre Beschaffenheit notwendiger Weise immer Evidenz vermitteln würden, als unhaltbar erwiesen hat. Eine visuelle Kommunikation oder sogar Konsensbildung durch Infografiken hat sich so als grundsätzlich möglich herausgestellt. Gerade letzterer Aspekt sowie eine genauere Ausarbeitung zum Aufbau und den Besonderheiten individueller mental-diagrammatischer Erkenntnis sollen durch das Promotionsprojekt weiter ausgeführt und hinterfragt werden. Gerade dem Zusammenhang zwischen diesem mentalen, visuellen Erkennen und dem Umgang mit Wissen und Nichtwissen oder Nichtwissbaren wird im Kontext der Arbeit eine zentrale Bedeutung zugeschrieben.