Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | David Friedrich: The Duality of Sound – Eine medienwissenschaftliche Zeitkritik des sonischen Signalwesens (Masterarbeit)

David Friedrich: The Duality of Sound – Eine medienwissenschaftliche Zeitkritik des sonischen Signalwesens (Masterarbeit)

  • Wann 17.02.2021 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Online via Zoom
  • iCal

Spätestens seit dem Phonautographen (1857) von Édouard-Léon Scott de Martinville existiert die Vorstellung, dass das auditive Signale, wie etwa das einer menschlichen Stimme, sich wellenförmig ausbreitet – dies repräsentiert das Messmedium schließlich bis heute im Phonautogramm. Exakt ein Jahrhundert nach Scott de Martinvilles ’Klang-Selbst-Aufschreiber’ wurde B.M. Oliver und C.E. Shannon ihr Patent (1957) für ein Kommunikationssystem zur Übertragung auditiver Signale erteilt. Doch statt vom ausgehenden Kommunikationssystem heraus jenes Signal zu charakterisieren, beschreiben Oliver und Shannon, wie via Puls-Code-Modulation aus einer komplexen (Schall)Welle ein diskretes auditives Signal erzeugt werden kann. Unbeeindruckt vom Medium und dessen technologischer Funktionsweise existiert auch heute noch die Vorstellung, dass ein jedes sonisches Signal die Wellenform als ursprünglichste Form aufweist und alle abweichenden Signalwesen zwangsläufig einer Umwandlung unterliegen müssen.
Der kommende Vortrag ist eine Kritik an diese einseitige sowie deterministische Wellenvorstellung und vertritt die These, dass ein sonisches Signal erst durch dessen Messmedium überhaupt charakterisiert wird. Denn Medien »definieren, was wirklich ist« (Bolz in Kittler 1986:10), weshalb bis zur eigentlichen Messung – und ihrer Repräsentation – davon ausgegangen werden muss, dass ein jedes sonisches Signal kontinuierlich und diskontinuierlich zugleich ist. Um dies zu Begründen, soll eine technische Analyse des Sigma-Delta Analog-Digital-Convertes (Σ∆-ADC) den Vortrag ’erden’. Es ist jedoch erst die darauf folgende medientheoretische Zeitkritik, die unter Hilfestellung quantentheoretischer Ansätze aus einer bloßen Funktionsbeschreibung einen epistemischen Mehrwert erzeugt und damit die Dualität des sonischen Signals überhaupt erst begreiflich macht. Es wird sich zeigen, dass ein und dasselbe sonische Signal sich durch zwei differente Eigenschaften ausdrücken lässt, was schließlich Auswirkung auf die Zeitlichkeit der technischen Wiederaufführung hat: Während im analogen Beispiel das sonische Signal gleichursprünglich wiedergegeben wird (vgl. Ernst Gleichursprünglichkeit 2012), provoziert ein diskontinuierliches Signal eine gleichgültige Repräsentation von Welt.
Der Vortrag ist Teil einer entstehenden Masterarbeit, die primär einen medientheoretischen Beitrag zum Signal selbst und dessen Interpretation leistet. Des Weiteren wird eine weitere Basis der Verschränkung zwischen Subjekt und Objekt – im Sinne des Konzeptes der Medienironie (vgl. Miyazaki 2020) – medientheoretisch formiert. Dem schließt sich eine neue Erkenntnis im Bereich der populären und systematischen Musikwissenschaft an, da das Fundament der Musik, das sonische Signal im Unterschied zum rein akustischen, eine mediennahe Definition erfährt. Außerdem soll mit der im Kolloquium vorgestellten Arbeit ein Umdenken bereits determinierter Vorstellungen im Allgemeinen angeregt werden und insbesondere wissenschaftliches Forschen per se für eine techniknahe Interpretation bzw. Deutung sensibilisieren. Eine kritische sowie offene Diskussion der vom Vortragenden angebotenen Erkenntnisse ist mehr als nur erwünscht.

 

 

Aufgrund der derzeitigen Corona-Pandemie, würden wir uns über eine Teilnahme via Zoom freuen. Bitte wählen Sie sich dafür ab 17:50Uhr ein. Den Link erhalten Sie auf Nachfrage von david.friedrich@hu-berlin.de .

 

Aufgrund der derzeitigen Corona-Pandemie, würden wir uns über eine Teilnahme via Zoom freuen. Bitte wählen Sie sich dafür ab 17:50Uhr ein. Den Link erhalten Sie auf Nachfrage von david.friedrich@hu-berlin.de .