Anastasia-Maria Papaioannou: Eine Medienarchäologie des altgriechischen Theaters
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- Anastasia-Maria Papaioannou: Eine Medienarchäologie des altgriechischen Theaters
- 2004-05-26T18:00:00+02:00
- 2004-05-26T20:00:00+02:00
- What Kolloquium „Medien, die wir meinen“
- Wann 26.05.2004 von 18:00 bis 20:00
- Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
-
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als bei jeder anderen Gattung der antiken Literatur sind wir
zum Verständnis des altgriechischen Theaters auf archäologische
Quellen angewiesen. Diese Forschung gründet sich auf die Analyse
der Ansicht der Altgriechen für den Theaterraum und auf die
Beschreibung ihrer „ Optik „. Wichtige Quellen dafür sind die
Texte der Vorsokratischen (Thales, Anaximenes, die Pythagoreer,
Empedokles), des Dimokritus, des Epikurus, speziell des Eyklid
(„Optik“) und Vitruvs. Denn die Erfindung des altgriechischen
Theaters war nicht nur die Folge einer ästhetischen Suche,
sondern auch die Folge der Entwicklung des griechischen
Alphabets und der Wissenschaften und speziell der
Mathematikwissenschaft. Deshalb wäre es wichtig die Auslegung drei
Grundbegriffe: der Skiagraphie, der Skenografie (Bühnenbild) und
des Kreises. Also der Theaterraum wird als ein mathematisch
organisierter Raum gesehen, wo eine dynamische Beziehung
dialektischer Interaktionen zwischen Sprache, Schrift und Denken
stattfand. Aus dieser Perspektive hatte das altgriechische Theater
noch eine zweite Dimension. Es war der Ort, wo die kognitiven
Praktiken, die den Autoren und Schauspielern der Tragödien vom
geschriebenen Text eingeflößt worden waren, auf sozialer Ebene
angeeignet und angewendet werden. Der Bühnenraum diente als
Modell, einen mentalen Raum im Zuschauer zu bilden; er wird als
die erste Veräußerung des mentalen Raumes des Abendlandes
bezeichnet. Auf physischer und sensorischer Ebene mussten die
Zuschauer lernen, anders zu sehen und hören. Es ist anzunehmen,
dass die stundenlange Konzentration des Blickes und des Gehörs
auf einen klar umrissenen Bereich, in dem bedeutungstragende
Elemente isoliert und Situationen analysiert werden sollten, das
Erlernen eines zentralisierten Sehens unterstützte. Also das
Theater ist der Ort, an dem man sehen und hören lernt, d.h.
dass die theatralische Aufführung die Anzahl der audiovisuellen
Werte im Verhältnis zur Gesamtheit aller sinnlichen Interaktionen
steigert.