Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Musik­wissen­schaft und Medien­wissen­schaft | Medienwissenschaft |  ↳ Medientheorien | Kolloquium | Sebastian Vehlken (Leuphana Universität Lüneburg): Mit (dem) Strom schwimmen. Eine Mediengeschichte der Schwarmforschung zwischen Biologie und Computersimulation (Dissertation)

Sebastian Vehlken (Leuphana Universität Lüneburg): Mit (dem) Strom schwimmen. Eine Mediengeschichte der Schwarmforschung zwischen Biologie und Computersimulation (Dissertation)

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 01.12.2010 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Sophienstraße 22a, R. 0.01 (Medientheater)
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Schwärme oszillieren zwischen Verteilung und Verdichtung, zwischen Vielheit und Einheit. Aus der Ferne scheinen sie als Gesamtheit erfassbar, ohne dass dadurch auf das Verhalten einzelner Schwarm-Individuen ruckgeschlossen werden könnte. Und je näher man ihnen kommt, je analytischer der Blick auf sie wird, desto mehr stört ihr Bewegungsrauschen den Zugang zu einem Wissen über ihre Operationsweisen. In der Mediengeschichte biologischer Schwarmforschungen scheitern seit 1900 verschiedenste wissenschaftlich-apparative Zugänge am „Nicht-Objekt“ Schwarm. Erst indem Schwärme als dynamische Systeme seit den 1990ern zu einem Einsatzgebiet für Computersimulationen und deren visuelle Synthetisierungen werden, wird der Zusammenhang ihrer lokalen und globalen Dynamiken klarer. In Computeranimationen kreuzt sich dabei eine Informatisierung der Biologie mit einer gleichzeitigen Biologisierung der Informatik: Während künstliche Multiagentensysteme neue Zugänge zu biologischen Schwärmen eröffnen, orientieren sich Programmierparadigmen zunehmend am Relationen-Wissen der Biologie. Diese gleichzeitige Operationalisierung von und das Operieren mit  Schwärmen verdichtet ihr Rauschen zu Wissens-Figuren.

Sebastian Vehlken ist seit Oktober 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am ICAM Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien der Leuphana Universität Lüneburg. Zuvor war er von 2007 an Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Epistemologie und Philosophie Digitaler Medien am Institut für Philosophie der Universität Wien. Er studierte Film- und Fernsehwissenschaften, Publizistik und Wirtschaftswissenschaft in Bochum und Media Studies in Perth. 2002 wurde er mit dem 3. Preis des Deutschen Studienpreises der Körber-Stiftung ausgezeichnet. 2005 bis 2007 war er DFG-Stipendiat im GK Mediale Historiographien der Bauhaus-Uni Weimar. Seine Dissertation trägt den Titel „Schwärme. Medienkulturen der Intransparenz“. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Theorie und Geschichte Digitaler Medien, Medien in der Biologie, Ozeane als Wissensräume, Beraterwissen und die Epistemologie der Computersimulation.