Kurzbeschreibung
Das Erich von Hornbostel Audio Emergence Lab (HAEL) stellt eine Lehr-, Demonstrations- und Forschungseinrichtung dar. Es kombiniert apparative, introspektive, phänomenologische und qualitative Verfahren. Sie werden auf audio-basierte kognitive Aufgaben und die resultierenden Prozesse und sozialen Interaktionen angewendet.
Ziel ist die Ermittlung und Beschreibung von emergenten Prozessen im Kontext musikalischer Situationen im weitesten Sinne. Dabei sollen die Paradigmen post-funktionalistischer neurokognitiver Forschungen geprüft und erweitert werden.
Strategisch siedelt sich das HAEL unter den Forschungslaboren an, die interventionistisch ausgerichtet sind, um zeitnah neue Versuchsformen umzusetzen. Es agiert komplementär zu den etablierten musikpsychologischen Laboren. Zudem fügt es sich in die am Institut bestehenden technischen Ressourcen ein (Signallabor, Medientheater, Arbeitsraum für Sound- und Medientechnologien, Videostudio).
Konstrukte der Social Cognition (Empathie, Autobiographie, social cognizing) und Phänomene wie enacting intersubjectivity sollen schrittweise empirisch modelliert und mittels hybrider Versuchs-Settings erschlossen werden. Längerfristig wird die nicht-reduktionistische Modellierung transkultureller Situationen angestrebt.
Auf der apparativen Seite werden zunächst psycho-physiologische Indikatoren und die elektrische Hirnaktivität (EEG) erfasst. Die Implementierung von hyper scanning wird angestrebt, um Phänomene der Synchronisation, joint action und Konsensualität abbilden und analysieren zu können. Darüber hinaus sollen Brain Computer Interface und Biofeedback-Verfahren entwickelt werden.
Forschungsmethodisch werden Verbindungen zur Akteur-Netzwerk-Theorie, zu musikalischen Mediationstheorien und zu den Kritischen Neurowissenschaften gesucht.
Damit werden im Erich von Hornbostel Audio Emergence Lab nicht nur die emergierenden Prozesse, sondern auch die medienepistemologische Form der Gewinnung von Daten thematisiert. Das Labor wird somit als spezifisches Arrangement von Akteuren, Expertisen, Technologien, Parametrisierungen und Objektivitäts-Standards erkennbar.